Vielfach wird angenommen, die Homöopathie sei eine Hokospokusbehandlung ohne jeden wissenschaftlichen Beweis. Das stimmt so nicht! Auch in der Homöopathie gibt es positive Studien, die doppelblind und placebokontrolliert durchgeführt wurden. Einziges Problem das nach wie vor bleibt und immer wieder Kritiker auf den Schirm ruft: Die Erklärbarkeit! Alles, was wir nicht fassen, messen, sehen können wird schnell als Hokuspokus verschrieen. (Gedanken lassen sich übrigens auch nicht messen, geschweige denn sehen oder fassen und sind doch unstrittig vorhanden)

Wie und warum „wirkt“ Homöopathie dann überhaupt, wenn doch in den weißen Kügelchen nachweislich keine Stoffe mehr enthalten sind? Warum wirken gerade die hohen homöopathischen Potenzen – also diejenigen, in denen kein Fitzelchen des Ausgangsstoffes mehr nachgewiesen werden kann – mit besonderem Erfolg? Ganz einfach, weil Homöopathie auf geistiger Ebene wirkt. Krankheiten entstehen zunächst auf geistiger Ebene (schon Tage vor den körperlichen Beschwerden schlafen wir schlecht, haben seltsame Gedanken, wenig Appetit, sind maulig oder lustlos), sozusagen als eine Art „Verstimmung“ des Körpers – und das, bevor überhaupt irgendwelche körperlichen Beschwerden auftauchen. Diese geistige Verstimmung wird von den (ebenfalls geistigen) homöopathischen Mittel angesprochen und kuriert, die Erkrankung also direkt dort gepackt, wo sie sich manifestiert. Ist die Verstimmung auf geistiger Ebene beseitigt, hat auch die körperliche Ebene keinen Grund mehr für Beschwerden und kann sich selber davon befreien.

Deutlich „erklärbarer“ ist hingegen die Schulmedizin! Um die für die meisten Menschen ersichtlichen und greifbaren körperlichen Beschwerden zu kurieren, gibt es in der Schulmedizin ein ganzes Repertoire an Mitteln. Das Pferd hat Schmerzen, also gibt es ein Schmerzmittel. Der Hund hat ein Ekzem, also gibt es eine Salbe, damit das Ekzem wieder verschwindet. Die Liste der Beispiele ist lang. Eines haben die Beispiele jedoch gemeinsam: Sie alle kurieren die körperlichen Beschwerden, aber nicht des Übels eigentliche Wurzel. Sind die Schmerzen, ist das Ekzem oder der Husten verschwunden, so gilt der Patient schulmedizinisch als geheilt – obwohl der eigentliche „Grund“ der Krankheit, die Wurzel noch immer da ist und nun ihre Fühler in eine andere Richung ausstreckt! Genau das führt in vielen Fällen zur Ausprägung weiterer körperlicher Beschwerden. Die Schmerzen sind zwar weg, aber die körperliche Verstimmung ist noch da. Da diese Verstimmung nicht „erkannt“ und somit nicht behandelt wurde, manifestiert sie sich nun an einer anderen Stellen. Der Patient hat jetzt zwar keine Schmerzen mehr, dafür hustet er zwei Woche später oder bekommt Durchfall. Die Homöopathie greift direkt die geistige Ebene, die Wurzel der Erkrankung an, was gleichzeitig erklärt, warum chronische Beschwerden auf Homöopathika gut anspringen, obwohl sie schulmedizinischoft bereits zu den hoffnungslosen Fällen zählen.

Den Homöopathen interessiert, was, wie warum die Krankheit ausgelöst hat, sodass sich als Konsequenz die beobachteten Beschwerden zeigen. Er sucht nach dem Grund für die Schmerzen, das Ekzem, den Husten, etc. und behandelt die Wurzel! Da jeder Patient auf die gleiche Problematik (Schmerz, Husten, etc.) ganz unterschiedlich reagiert, kann der Homöopath aber nicht pauschal ein Mittel gegen Husten, eines gegen Schmerzen und eines gegen Ekzeme verschreiben. Jeder Patient ist individuell und genauso individuell muss seine Medizin sein.

Klingt kompliziert, ist es aber nicht, wenn man sich eines Beispiels bedient. Nehmen wir eine Erkältung, denn die hatte sicherlich schon jeder in diversen Ausprägungen schon einige Male in seinem Leben. Bei der einen Erkältung fing es mit einem Kratzen im Hals an, die Nase lief und jedes Mal, wenn wir von draußen in die warme Stube kamen, war die Nase ruckzuck verstopft – kein Wunder, bei dem wechselhaften Wetter kann man sich ja nur erkälten, haben wir vielleicht noch gedacht. Bei der anderen Erkältung fing alles mit einem nervigen Druck im Kopf an, die Nase kribbelte und zu allem Überfluss taten auch noch die Knochen weh. Vielleicht lag`s an den nassen Füßen, die wir uns vor zwei Tage eingehandelt hatten, weil die Gummistiefel ein Loch hatten. Sicherlich sind wir uns einig was wir bei beiden Beispielen brauchen: Eine Medizin gegen Erkältung! Der Homöopath wird in diesem Fall aber nicht ein und dieselbe Medizin für beide Fälle verschreiben können. Was bei der einen Erkältung toll geholfen hat, wird bei der zweiten Erkältung unter Umständen völlig nutzlos sein. Er betrachtet also nicht die Diagnose „Erkältung“, sondern den Patienten und das unterschiedliche Empfinden auf ein und dieselbe Krankheit. Wie äußert sich die Erkältung. Wodurch wurde sie ausgelöst. Wann sind die Beschwerden schlimmer, wann besser. So wird in der Homöopathie also die Ursache kuriert, um die Beschwerden zu behandeln und nicht lediglich die gestellte Diagnose bei jedem Individuum mit ein und demselben Medikament beantwortet.

Natürlich kann man dieses Beispiel nicht verallgemeinern und dadurch die Homöopathie in den Himmel loben und die Schulmedizin verteufeln! Beide Heilmethoden haben ihre Berechtigung und oft genug kommt die Homöopathie ohne die Schulmedizin gar nicht aus (etwa bei Operationen, Notfallmaßnahmen, etc.) Ein guter Homöopath wird niemals die alleinige Heilungsabsicht für sich beanspruchen, sondern in Fällen, wo die Schulmedizin eingreifen muss, keine Sekunde zögern, seinen Patienten zu überweisen! Auf der anderen Seite kommt auch die Schulmedizin vielfach an ihre Grenzen und ist mit ihrem Latein sprichwörtlich am Ende. Einfacher und für den Patienten schonender ist es jedoch, wenn beide Therapiezweige frühzeitig vertrauensvoll zusammenarbeiten und die Homöopathie nicht ausschließlich als letzter Strohhalm für austherapierte Patienten gesehen wird.